Warum der Schulstart ein Neustart sein sollte und man mit „zurück zu“ nicht weiterkommen kann

7. September 2020

Der Corona-Sommer neigt sich dem Ende zu und der Schulstart ist da. Noch nie war ein Schnupfen oder Husten bei Kindergarten- und Schulkindern ein Problem. Doch was erwartet uns heuer  und worauf müssen wir uns einstellen?

Auch ohne das Bild vom Licht am Ende des Tunnels zu bemühen oder sonstige prophetische Fähigkeiten zu haben, stehen wir am Ende der einen, am Beginn der nächsten Etappe in dieser größten gesundheits- und wirtschaftspolitischen Herausforderung seit Jahrzehnten. Nach Lockdown, Wieder-Öffnungen, Home-Schooling, Home-Office und nahezu genötigtem Home-Urlaub geht es in den Herbst. Nur: home sweet home ist nicht allerorts so idyllisch, wie das gern dargestellt wird.

Gerade das Recht auf einen geregelten Unterricht muss für unsere Kinder und Jugendlichen eingefordert werden. Das macht man, oder besser gesagt „die Mama“, nicht so nebenbei. Vor gesundheitlichen wie gesellschaftlichen Kollateralschäden wird leise gewarnt. Leise heißt um nichts weniger bedenklich.

Die gute Nachricht – und die ernst zu nehmende kommt nicht von Regierungsseite, sondern von Gesundheitsexperten – ist, „wir“ wissen heute viel mehr über das Virus als zu Beginn der Krise. Das versichern zumindest glaubhaft Infektiologen wie Dr. Christoph Wenisch, Leiter der Infektionsabteilung des Kaiser-Franz-Josef-Spitals. Corona-Patient_innen können wirksamer behandelt werden als noch vor einem halben Jahr. Dazu mehr hier. Welche Vorsichtsmaßnahmen helfen, ist nach einem halben Jahr auch viel klarer, weil wir Evidenz haben. Evidenz gewinnen wir, indem wir Daten erfassen und auswerten, Hypothesen aufstellen, bestätigen oder verwerfen, bereit sind dazuzulernen. Erst ein breiter Zugang zu einer wirksamen Impfung wäre der „Gamechanger“. Bis dahin gilt es, die Bälle in der Luft zu halten und mitzuhelfen bei dem, was sinnvoll getan werden kann.

„Folgt der Wissenschaft“, sagt Greta Thunberg im Zusammenhang mit der Klimakrise und wurde und wird dafür auch immer wieder einmal kritisiert. Wenn man den Satz richtig liest, ist er aber die beste Handlungsanweisung, die wir haben: Evidenz als Basis für das Handeln. Erkenntnisse gewinnen, Maßnahmen daraus ableiten und verständlich erklären, das wäre die Reihenfolge, die wir uns als mündige Bürger_innen erwarten dürfen.

Nicht nur die Medizin hat viel gelernt in den vergangenen Monaten. Wir alle haben gelernt, dass es gilt, höllisch aufzupassen, die Grundpfeiler der Demokratie nicht aushebeln zu lassen, wenn nur die Krise groß genug ist. Wir haben das Schüren von Angst, schlampig zusammengezimmerte Verordnungen und selbst von den Erstellern nicht ernst genommene Budgetvorlagen erlebt. Wir erleben das Ausprobieren dessen, was sich die Bevölkerung nicht nur gefallen lässt, sondern auch die Umfragewerte stabil hält. Und das Ganze noch ohne ambitionierte Vision für die Zukunft. Das Rezept lautet „Comeback der Wirtschaft“ oder „zurück zur alten Normalität“ und zielt auf jene ab, die zufällig (?) die größte Wählergruppe stellen.

 „Ein Sommer, wie er früher einmal war“, haben wir als Kinder in sommerlichen Regenperioden nachgesungen und damit einen Sommer mit mehr Sommerhitze herbeigesehnt. Die Sehnsucht heute hat sich stark geändert – nach einer Zeit ohne Bedrohungen wie eine Pandemie, die unser Leben auf den Kopf gestellt hat und dabei ist, die Machtverhältnisse nachhaltig zu verschieben. Dafür, oder vielmehr dagegen, brauchen wir Rezepte.

Das NEOS-Mantra „Bildung über alles stellen“ ist genauso aktuell wie bei unserer Gründung. Bildung ist immer noch der Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben. Bildung lehrt zu differenzieren, zu hinterfragen, vorzudenken und nach bestem Wissen und Gewissen zu entscheiden.

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