Situation der Beatmungsgeräte für Covid-Spitäler in NÖ

20. April 2020

Eine Krise wie jene der Covid-19-Pandemie muss neben der akuten notwendigen Handlungen auch eine strategische Lernkomponente haben. Daher ist das Sammeln von Daten und Erfahrung hier besonders wichtig. Entscheidungen müssen auf dem besten verfügbaren Wissen basieren. Uns geht es darum, dies für die Bevölkerung sicher zu stellen. Dafür zielen unsere Fragen auf die Verfügbarkeit von Schutzausrüstung und intensivmedizinischen Geräte ab.

Anfrage

der Abgeordneten Mag.a. Kollermann an Landeshauptfrau-Stellvertreter Dr. Stephan Pernkopf betreffend: Die Situation der Beatmungsgeräte für Covid-Spitäler in Niederösterreich

In Niederösterreich werden die Covid-19-Patienten auf spezielle Krankenhäuser im Land aufgeteilt. Während zunächst nur fünf Spitäler, also eines pro Region, dafür vorgesehen waren, werden nun zehn Kliniken dafür bereitgestellt, nämlich in Melk, Lilienfeld, Waidhofen/Thaya, Neunkirchen, Hollabrunn, Gmünd, Stockerau, Tulln, Scheibbs und Mödling.

Insgesamt stehen in den Krankenhäusern der Landesgesundheitsagentur 376 Intensivbetten zur Verfügung. Nicht für jedes gibt es allerdings ein Beatmungsgerät, wie Sprecher Bernhard Jany bestätigt: „Wir haben in den zehn Kliniken insgesamt 335 invasive Beatmungsgeräte.“

Mit Stand 08.04.2020 werden 55 Personen auf einer Intensivstation in einem der niederösterreichischen Spitäler behandelt. Eine Behandlung auf der Intensivstation bedeutet nicht zwingend auch eine notwendige Beatmung des Patienten. Dennoch soll es bereits jetzt zu besorgniserregenden Situationen kommen, wie ein Mitarbeiter des Landesklinikums Hollabrunn, der anonym bleiben möchte, dem KURIER erzählt: „Bei uns ist es so, dass bereits jetzt entschieden werden muss, wer ein Beatmungsgerät bekommt und bei wem die Heilungschance zu gering ist, denn wir haben zu wenig Geräte.“

Diese Informationen erscheinen besorgniserregend im Bereich der Gesundheitsversorgung in Niederösterreich.

Die Gefertigte stellt daher an Landeshauptfrau-Stellvertreter Dr. Stephan Pernkopf folgende

ANFRAGE

1.Werden in den ausgewählten niederösterreichischen Kliniken zusätzliche Schutzausrüstung und zusätzlich geschultes Intensivpersonal bereitgestellt?
a. Wenn ja, in welchem Ausmaß und ab welchem Datum? (Bitte um Angabe pro Spitalsstandort)
b. Wenn nein, wieso nicht?

2. Welche Abteilungen werden in den ausgewählten niederösterreichischen Kliniken ausgelagert und wohin? (Bitte um Angabe pro Standort und Abteilung)

3. Wieviele Beatmungsgeräte stehen in den ausgewählten niederösterreichischen Kliniken Stand
14.04.2020 zur Verfügung? (Bitte um Angabe pro Standort)

4. Wieviele Patienten gibt/gab es in Niederösterreich, die eine intensivmedizinische Betreuung brauchen/brauchten? (Bitte um Angabe pro Woche seit dem 9.3.2020)

5. Aus welchen Gründen stehen in Niederösterreich zwar 376 Intensivbetten, aber nur 335 invasive Beatmungsgeräte zur Verfügung?

6. Wieviele FFP2-Masken stehen durchschnittlich pro Klinikmitarbeiter und Tag in den zehn ausgewählten niederösterreichischen Kliniken zur Verfügung? (Stand Mitte April 2020)

7. Wieviele FFP3-Masken stehen durchschnittlich pro Klinikmitarbeiter und Tag in den zehn ausgewählten niederösterreichischen Kliniken zur Verfügung? (Stand Mitte April 2020)

Mag.a. Kollermann

 

Beantwortung

Dr. Stephan Pernkopf eh.
LH-Stellvertreter

Herrn Präsident
des NÖ Landtages
Mag. Karl Wilfing

im Hause
LHSTV-P-L-397/162-2020

St. Pölten, am 28. Mai 2020

Sehr geehrter Herr Präsident!

Zur Anfrage der Abgeordneten Mag. Kollermann betreffend „Die Situation der Beatmungsgeräte für Covid-Spitäler in Niederösterreich“, zu Zahl Ltg.-1056/A-4/136- 2020, darf ich folgende Beantwortung, soferne mein Zuständigkeitsbereich betroffen ist und dies dem Anfragerecht unterliegt, übermitteln:

Zur Behandlung von COVID-19 Patienten werden seit Beginn der Corona Pandemie Schutzausrüstung in ausreichender Menge sowie zusätzliches Personal zur Verfügung gestellt. Dabei handelt es sich teilweise um diplomiertes Pflegepersonal mit Sonderausbildung, welches in den Kliniken in anderen Bereichen eingesetzt war bzw. um diplomiertes Pflegepersonal, welches unter Anleitung im Bereich der Intensivstationen tätig ist.

Inklusive erfolgter Lieferungen stehen in allen NÖ Landes- und Universitätskliniken 347 Intensivbeatmungsgeräte und 166 Transportbeatmungsgeräte zur Verfügung. Inklusive erfolgter Lieferungen stehen im Landesklinikum Melk sechs Intensivbeatmungsgeräte und ein Transportbeatmungsgerät, im Landesklinikum Hollabrunn acht Intensivbeatmungsgeräte und zwei Transportbeatmungsgeräte, im Landesklinikum Neunkirchen zwölf Intensivbeatmungsgeräte und acht Transport- beatmungsgeräte, im Landesklinikum Lilienfeld sieben Intensivbeatmungsgeräte und zwei Transportbeatmungsgeräte, im Landesklinikum Waidhofen an der Thaya acht Intensivbeatmungsgeräte und zwei Transportbeatmungsgeräte, im Landesklinikum Scheibbs elf Intensivbeatmungsgeräte und zwei Transportbeatmungsgeräte, im Universitätsklinikum Tulln 17 Intensivbeatmungsgeräte und 14 Transport- beatmungsgeräte, im Landesklinikum Gmünd vier Intensivbeatmungsgeräte und drei Transportbeatmungsgeräte, im Landesklinikum Stockerau fünf Intensivbeatmungsgeräte und ein Transportbeatmungsgerät sowie im Landesklinikum Mödling 24 Intensivbeatmungsgeräte und ein Transportbeatmungsgerät zur Verfügung. Aktuell kommt es zu einem weiteren Aufbau von Beatmungsgeräten. In den ausgewählten NÖ Landeskliniken werden keine Abteilungen ausgelagert.

In den NÖ Landes- und Universitätskliniken waren in der Kalenderwoche von 9.3.- 15.3.2020 504, in der Kalenderwoche von 16.3.-22.3.2020 303 und in der Kalenderwoche von 23.3.-29.3. 157 Patienten zumindest an einem Tag auf einer Intensivstation aufgenommen.
Durch organisatorische Maßnahmen standen für COVID-19 Patienten jederzeit ausreichend Kapazitäten in den NÖ Landes- und Universitätskliniken zur Verfügung. Die strukturellen Vorgaben hinsichtlich der apparativen Ausstattung von Intensivstationen sind im Österreichischem Strukturplan Gesundheit geregelt.
Die Schutzausrüstung wurde für die Einsatzbereiche genau definiert und steht für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der jeweiligen Bereiche in ausreichender Menge zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
LH-Stv. Dr. Stephan Pernkopf eh.

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