Problem der abnehmenden COVID-Impfbereitschaft

17. Juni 2021

ANFRAGE

der Abgeordneten Mag.a. Edith Kollermann an Landesrätin für Soziale Verwaltung, Gesundheit und Gleichstellung Ulrike Königsberger-Ludwig

bezüglich:  Übersieht die Landesregeriung das Problem der abnehmenden „aktiven“ COVID-Impfbereitschaft?

In Österreich besteht die Gefahr, dass die passive Impfbereitschaft (bereits angemeldete bzw. noch nicht angemeldete Impfbereite) mit der aktiven Impfbereitschaft (bereit, sich sofort zur Impfung anzumelden bzw. sich sofort impfen zu lassen) verwechselt wird. Die Differenzgröße sind also jene Menschen, die sich zwar grundsätzlich impfen lassen würden, aber die Impfanmeldung, trotz Freigabe der Impfbuchung, hinauszögern.

Sehr deutlich erkennt man diese Problematik in Niederösterreich. Denn in Niederösterreich wurden bereits am 10. Mai die Impfbuchungen für alle ab 16 Jahren freigegeben. Trotzdem waren beispielsweise für einen Melker (PLZ: 3390) bei einer Impfterminbuchung am 9. Juni um 14:45 ein Impftermin am selben Tag für 15:15 und zahlreiche weitere zeitnahe Impftermine in nächster Umgebung buchbar (siehe Grafik unten). Diese Abfrage wurde seit dem 1. Juni von Mitarbeitern der Fraktion täglich durchgeführt, mit ähnlichen Ergebnissen.

(Quelle: https://notrufnoe.com/impfung-terminbuchung/ (Abfrage: 9.6.2021, 14:45)

Dieser Umstand spricht dafür, dass in Niederösterreich von einer höheren aktiven Impfbereitschaft ausgegangen wurde, als sich dann tatsächlich in Impfanmeldungen niederschlug. In Niederösterreich scheinen also bereits viele grundsätzlich Impfbereite (passive Impfbereitschaft) die Impfungen hinauszuzögern, anstatt sofort zu buchen. Und das, obwohl die Durchimpfung (zumindest Erstimpfungen) in Niederösterreich erst bei 48 Prozent liegt.

Es stellt sich also vermutlich weniger die Frage, ob alle Impfbereiten bis Ende Juni geimpft werden können, sondern eher die Frage, ob sich alle grundsätzlich Impfbereiten bis Ende Juni tatsächlich impfen lassen wollen (Differenz zwischen aktiv und passiv Impfbereiten). Auch bei den Impfvorreitern Israel, USA und UK sieht man bereits, dass ab 60 Prozent COVID-Durchimpfung die Rate nur noch sehr langsam steigt. Hier ist aufgrund der Diskussion der letzten Tage auch die Frage zu stellen, ob die Problematik der sinkenden aktiven Impfbereitschaft seitens der Landesregierung erkannt wurde?

Die unterfertigte Abgeordnete stellen daher folgende

Anfrage

1. Bis wann wollen Sie die 70-prozentige COVID-Impfbereitschaft (bezogen auf die Gesamtbevölkerung) bei der COVID-Durchimpfung in Niederösterreich realisieren?

2. Von welcher COVID-Durchimpfungsrate (Erstimpfungen, umgelegt auf die Gesamtbevölkerung) gehen Sie bis Ende August in Niederösterreich aus? Bitte dabei die NÖ Bevölkerung ab 12 Jahren zugrunde zu legen. a. Von welcher maximalen COVID-Durchimpfungsrate gehen Sie aus?

3. Welche Maßnahmen setzen Sie der (offensichtlich) abnehmenden aktiven Impfbereitschaft entgegen, um schnellstmöglich eine COVID-Durchimpfung von 70 Prozent zu erreichen?

4. In Israel und dem UK wurden bereits COVID-Durchimpfungsraten von 60 Prozent erreicht. Seitdem steigen die Raten nur noch sehr langsam:
a. Welche mögliche Fehler bei der Impf- und/oder Impfkommunikationsstrategie haben Sie bei diesen Ländern in Erfahrung gebracht, die Sie bei der niederösterreichischen Impf-/Kommunikationsstrategie vermeiden wollen?
b. Welche Maßnahmen werden Sie aktiv setzen, um die aktive Impfbereitschaft zu erhöhen bzw. hoch zu halten

5. In NÖ sind im Juni zahlreiche COVID-Impftermine nicht gebucht worden, obwohl die Durchimpfung erst bei 48 Prozent liegt:
a. Sind Sie den Ursachen dafür nachgegangen? i. Wenn ja, was sind die Ursachen? ii. Wenn nein, weshalb nicht?
b. Bei welcher fiktiven COVID-Durchimpfung liegt Niederösterreich aktuell, wenn die erfolgten Erstimpfungen und die gebuchten Erstimpfungen addiert werden?

6. Wie viele angebotene COVID-Impftermine wurden in Niederösterreich seit Jänner nicht gebucht oder wurden nach der Buchung nicht wahrgenommen?

 

Beantwortung

Ulrike Königsberger-Ludwig
Landesrätin für Soziale Verwaltung, Gesundheit und Gleichstellung

Herr
Landtagspräsident
Mag. Karl Wilfing
Im Hause

Sehr geehrter Herr Präsident!

St. Pölten, am 15. Juli 2021

Die im Rahmen der Landtagsanfrage der Abgeordneten Mag.a Edith Kollermann betreffend „Übersieht die Landesregierung das Problem der abnehmenden „aktiven“ Covid-Impfbereitschaft?“, eingebracht am 15. Juni 2021, Ltg. 1692/A- 5/362-2021, an mich gerichteten Fragen beantworte ich soweit diese in meine Zuständigkeit fallen und vom Anfragerecht umfasst sind, wie folgt:

In Niederösterreich wurde/wird seit Beginn der Impfaktionen der Impfplan des Bundes (NIG) umgesetzt. Die Koordination sowie das Anmeldesystem wurden von der Notruf NÖ übernommen. Zu Beginn wurde lediglich in Pflegeheimen und Krankenhäusern geimpft. Danach hat man sich mit der Ärztekammer darauf geeinigt, Impfordinationen zu definieren.

Für die NÖ Impfstrategie war von vorn herein klar, dass es bei Vorhandensein größerer Impfstoffmengen neben den o.a. Strukturen auch Impfzentren braucht, die eine hohe Durchimpfungsquote – durch langfristig garantierte, hinreichende Öffnungszeiten und mehrere Impflinien pro Impfzentrum – in einem komprimierten Zeitraum ermöglichen.

NÖ liegt mit Stand 14.7. bei einer fiktiven COVID-Durchimpfung von 69%, wenn die erfolgten Erstimpfungen und die gebuchten Erstimpfungen addiert werden.

Mit Stand 14.7. wird erwartet, dass mit Ende Juli 67% der impfbaren Bevölkerung ab 12 Jahren zumindest erstgeimpft sind. Für Ende August wird erwartet, dass rund 70% der impfbaren Bevölkerung ab 12 Jahren vollimmunisiert sind.

Angebotsseitig wird die Bundeskommunikation durch zielgruppenspezifische Bewerbung und niederschwellige Impfangebote ergänzt. Weitere Maßnahmen sind die möglichst flächendeckenden Angebote der Impfung im niedergelassenen Bereich, betrieblichen Impfungen, sowie die NÖ Impfzentren, und die – je nach Möglichkeit – Anpassung der Impfintervalle und Verschiebungen einzelner Termine.

Dass (tagesaktuell unterschiedlich) immer Impftermine auf der Buchungsplattform verfügbar sind, liegt auch daran, dass Personen gebuchte Termine teilweise stornieren, da sie z.B. einen besser passenden (regional, zeitlich) finden. Darüber hinaus ist die Impfkoordination bemüht, laufend zeitnahe Termine zur Verfügung zu stellen. Wird in einer Region erkannt, dass Impftermine ausgebucht sind, werden Impfstoffkontingente umgeschichtet und neue Termine in dieser Region publiziert. Damit wird sichergestellt, dass immer mehr Termine als impfwillige Personen zur Verfügung stehen. Dies hebt die Bereitschaft zum Impfen, da höhere Wahlfreiheit gegeben ist.

Wenn einzelne Termine nicht gebucht werden, verfällt der Impfstoff aber nicht, da geöffnete Impfstoffbehältnisse über Wartelisten noch am selben Tag verbraucht werden können und der laufende Betrieb der Impfzentren ungeöffnete Vials am nächsten Tag weiterverimpft werden.

Da nicht alle Impfangebote Niederösterreichs über die Terminbuchungsplattform laufen (z.B. direkte Terminvereinbarung im niedergelassenen Bereich bei J&J, bzw. betriebliches Impfen, Wartelisten, …), hat die Zahl der „nicht gebuchten Termine“ keine Aussagekraft.

Mit freundlichen Grüßen
Königsberger-Ludwig e.h.

Teilen:
Ideen, Fragen, Anregungen?
UNSERE NEOS-IDEEN FÜR NÖ