Kinder- und Jugend-
medizin in NOE

13. Oktober 2023

Anfrage

der Abgeordneten Mag.a Edith Kollermann an den Landesrat für Sicherheit, Asyl und Zivilschutz Mag. Dr. Christoph Luisser gemäß § 39 Abs. 2 LGO 2001

betreffend: Kinder- und Jugendmedizin in Niederösterreich

Die Zahl der Vertragsärzte im niedergelassenen Bereich entwickelt sich seit Jahren langsamer als das Bevölkerungswachstum. Sehr rasant wächst jedoch der Wahlarztsektor. Für die

Bevölkerung ist jedoch in erster Linie entscheidend, wie stark der Vertragsarztsektor ausgeprägt ist, da hier für die Versicherten die Krankheitskosten in der Regel zur Gänze von den Krankenkassen getragen werden. Andernfalls ist die Bevölkerung immer stärker auf den Wahlarztsektor angewiesen, wobei die Kosten zu einem wesentlichen Teil selbst getragen werden müssen.

Besonders akut ist die Situation bei Kinderärzt:innen mit Kassenvertrag. Im März 2020 waren Medienberichten zufolge österreichweit 34 von insgesamt 288 pädiatrischen Kassenstellen unbesetzt. Der bundesweite Schnitt des Kinderärztemangels beträgt damit zwölf Prozent. In Niederösterreich gibt es inzwischen ganze Regionen ohne einen einzigen Kinderarzt mit Kassenvertrag – etwa im Bezirk Lilienfeld.

Aufgrund der massive Schieflage zwischen Wahl-und Kassenärzten in Niederösterreich kam es zu mehreren Lösungsvorschlägen. Im Landtagswahlkampf im Dezember 2022 wurde von der Volkspartei Niederösterreich und dessen Landtagsabgeordneten René Lobner angekündigt, dass in Zukunft Vertretungsmediziner:innen u.a. im med. Zentrum Gänserndorf praktizieren werden, um den Versorgungsmangel im ländlichen Bereich zu bekämpfen. In Mödling wurde ein Behandlungsraum temporär als Kassenordination zur Verfügung gestellt. Die medizinische Betreuung übernahmen zwei Ärzte des Landesklinikums, die dafür jeweils einen 15-Stunden-Vertrag erhalten.

Diese Maßnahmen – sofern sie überhaupt vollzogen wurden – sind allerhöchstens ein Tropfen auf den heißen Stein und lassen zudem auf sich
warten. (https://www.meinbezirk.at/gaenserndorf/c-gesundheit/kinderaerzte-lassen-auf-sich- warten_a5951116)

Die Gefertigte stellt daher an den Landesrat für Sicherheit, Asyl und Zivilschutz Mag. Dr. Christoph Luisser folgende

Anfrage

  1. Wie viele Kinderärzt:innen wurden bisher als Vertretungsdienst im Medizinischen Zentrum Gänserndorf eingesetzt?
  2. Wie viele Behandlungsstunden wurden bisher Jänner – März 2023 im kinderärztlichen Dienst im Medizinischen Zentrum Gänserndorf dort geleistet?
    a. Falls noch keine – welches Ausmaß ist geplant?
  3. Wie viele Kinder wurden seit Jahresbeginn bis dato von den Kinderärzt:innen behandelt?
    a. Falls noch keine – mit welcher Auslastung wird gerechnet?
  4. Gab es auch Wochenenddienste im kinderärztlichen Dienst im Medizinischen Zentrum Gänserndorf?
    a. Falls noch keine – in welchem Ausmaß sind diese geplant?
  5. Nach welchen Mustern erfolgte die Einteilung der Kinderärzt:innen zu den Diensten und von wem bzw. welche Einteilung ist geplant?
    a. Wie erfolgt die Vergütung der Leistungen bzw. die Bezahlung der Kinderärzt:innen?
  6. Wurden im medizinischen Zentrum in Gänserndorf für die medizinische Betreuung von Kindern eigenen Räumlichkeiten oder Geräte angeschafft?
    a. Wenn ja – wie hoch waren die Kosten bzw. sind diese geplant?
  7. Was waren die häufigsten kindermedizinischen Aufnahmediagnosen in diesem Zeitraum?
    a. Welche Krankheitsbilder werden von den Vertretungsmediziner:innen behandelt bzw. wann werden Patient:innen weiterverwiesen?
  8. Werden im kinderärztlichen Dienst im Medizinischen Zentrum Gänserndorf auch Impfungen vorgenommen?
  9. Waren/ sind die Vertretungsärzt:innen, welche im Kinderdienst im Medizinischen Zentrum Gänserndorf eingesetzt werden/wurden, ausgebildete Kinderärzt:innen?
  10. Welche Kosten sind bisher für das Betreiben dieses Services entstanden bzw welche Bedeckung ist von Seiten des Landes Niederösterreich vorgesehen?
  11. Für wie lange ist diese provisorische Lösung geplant?
  12. Welche Schritte setzt die Landesregierung – insbesondere im Bezirk Gänserndorf im
    Bezug auf die kindermedzinische Basisversorgung – um nach Ablauf der
    Zwischenlösung die Basisversorgung auch langfristig zu sichern?
  13. Ist Gänserndorf als Standort für ein PVZ vorgesehen? Wenn ja – wann ist mit den
    Ausschreibungen bzw. der Errichtung zu rechnen?

 

Beantwortung

Christoph Luisser
Landesrat

Herrn
Präsidenten des NÖ Landtages
Mag. Karl Wilfing

Sehr geehrter Herr Präsident!

St. Pölten, am 6.7.2023

Zur Anfrage der Abgeordneten Frau Mag. Edith Kollermann betreffend „Kinder- und Jugendmedizin in Niederösterreich“, eingebracht am 25. Mai 2023, zu Zahl Ltg.-71/A-5/21-2023, darf ich folgende Beantwortung, sofern mein Zuständigkeitsbereich betroffen ist und dies dem Anfragerecht unterliegt, übermitteln:

Die Sicherstellung der kassenärztlichen Versorgung im niedergelassenen Bereich fällt grundsätzlich in die Zuständigkeit der Sozialversicherung.
Die diesbezüglichen Rahmenbedingungen sind von der(n) Sozialversicherung(en) und der Ärztekammer auf Basis der einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen partnerschaftlich festzulegen („Gesamtverträge“).

Auch im Rahmen der „Initiative zur Sicherstellung der ärztlichen Versorgung“ sind die Rahmenbedingungen der Ärztebereitstellung durch die Sozialversicherung(en) und die Ärztekammer mit Vertrag zu regeln.

Da noch keine Einigung hinsichtlich der Honorierung erzielt wurde, ist die Vereinbarung zwischen ÖGK (bzw. den weiteren zuständigen Sozialversicherungsträgern in NÖ) und Ärztekammer noch nicht zustande gekommen, sodass die Ärztebereitstellung bislang nicht starten konnte.

Nach den mir vorliegenden Informationen zeichnet sich eine Einigung ab, sodass ab Abschluss der Vereinbarung die „Ärztebereitstellung“ starten kann.
Der NÖ Gesundheits- und Sozialfonds („NÖGUS“) unterstützt das Projekt der „Ärztebereitstellung“ durch Zuschüsse zu den Infrastrukturkosten.

Ergänzend möchte ich anführen, dass der NÖGUS im Rahmen seiner Möglichkeiten und Aufgaben noch weitere Initiativen ergriffen hat, um die kassenärztliche Versorgung unserer Bevölkerung zu sichern. So sind beispielsweise Unterstützungen für den Ausbau der Primärversorgungseinheiten vorgesehen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Christoph Luisser e. h.
Landesrat

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