Förderung Film „Lass uns reden“
ANFRAGE
der Abgeordneten Mag. Edith Kollermann an Landeshauptfrau Mag. Johanna Mikl-Leitner
gemäß § 39 Abs. 2 LGO 2001
betreffend: Förderung des Films „Lass uns reden“
Das Thema Abtreibungen ist durch die Neu-Entscheidung Roe vs Wade wieder in allen Medien. Der US-Supreme Court hat die wegweisende Entscheidung aus den 1970ern für hinfällig erklärt und damit das Recht auf Abtreibungszugang gekippt. In einigen Bundesstaaten der Vereinigten Staaten von Amerika war schon in den vergangenen Jahren ein massiver Angriff auf Frauenrechte zu spüren. Staaten wie Lousiana oder Arkansas haben die Entscheidung quasi innerhalb von zwei Tagen umgesetzt und alle Abtreibungen verboten – inklusive im Fall von Vergewaltigung (in oder außerhalb der Familie und bei Minderjährigen).
Dadurch kommen auch in Europa die Rechte der Frauen in Europa und in Österreich unter Druck. Auch durch Medien und Institutionen, welche die Rechte von Frauen bzw. die Fristenlösung in Österreich unter Druck setzen wollen. Dazu gehört die „Österreichische Lebensbewegung“. Dieser Verein informiert mit einem sog. „Zehn Schritte Programm zur Aufarbeitung seelischer Belastung nach einer Abtreibung“, ein „Prozess des Heilwerdens nach christlichen Prinzipien.“ Beim Durchlesen des sog. „Save one“-Programms welches dieser Vereins propagiert, sollen sich Frauen offenbar schlecht/schuldig fühlen. Die Aufzählung dieser ganzen Leiden sind somit nichts anderes als Drohungen, „wenn du abtreibst, dann…“. Auch lässt die Ankündigung zur „Heilung von Abtreibung“ anhand der „Save one-Methode“ nur zwei Bilder von Frauen, die abtreiben, zu: Frauen mit Gewissen, die sich seelisch gequält der Läuterung hingeben. Sie sind Opfer ihrer eigenen Handlung, der Abtreibung. (vgl.https://www.derstandard.at/story/1240550483149/seelenheil-trotz- abtreibung)
Nun überrascht, dass ein Film, welcher nur diesen Verein in Niederösterreich empfiehlt, vom Land Niederösterreich unterstützt wird. Diese Postierung und dieses Gedankengut im 21. Jahrhundert, Frauen aufgrund von Entscheidungen, die zuallererst ihren Körper betreffen, ein schlechtes Gewissen zu suggerieren, erinnert an vergangene, überwunden geglaubte Zeiten. Neben zahlreichen christlichen Organisationen unterstützt auch das Land Niederösterreich mit der „Kultur-Niederösterreich“ den oben angesprochenen Film „Lass uns reden“. (LASS UNS REDEN – 8 Konfliktschwangerschaften)
Voller Verwunderung stellt die Gefertigte folgende
ANFRAGE
- Mit welcher Geldsumme wird der oben genannte Film vom Land Niederösterreich gefördert?
- Welche Begründung gibt es, einen solchen Film zu fördern?
a. Welche Kriterien wurden hier angewendet und gewichtet? (Bitte um Offenlegung aller nennenswerten Kriterien) - Welche Termine mit welchem Inhalt gab es von Seiten des Landes mit den Verantwortlichen des Films?
- Fördert das Land Niederösterreich den Verein „Österreichische Lebensbewegung“?
a. Wenn ja, mit welcher Summe und mit welcher Begründung? (Bitte um Angabe der Summe pro Jahr seit Förderbeginn) - Gab es von Ihnen oder von Seiten „Kultur Niederösterreichs“ Treffen mit dem Verein „Österreichische Lebensbewegung“?
a. Wenn ja, in welchen Abständen und mit welchem Inhalt? - Welche Position haben Sie bzw. die niederösterreichischen Landesregierung bezüglich der Positionen des Vereins „Österreichische Lebensbewegung“?
Beantwortung
Johanna Mikl-Leitner
Landeshauptfrau
Herrn
Präsidenten d. NÖ Landtages
Mag. Karl WILFING
LH-ML-L-16/155-2022
St. Pölten, am 18. August 2022
Sehr geehrter Herr Präsident!
Die im Rahmen der Anfrage der Abgeordneten Mag. Edith Kollermann betreffend „Förderung des Films ‚Lass uns reden‘ “, eingebracht am 07.07. 2022, Ltg.-2216/A-4/335-2022, an mich gerichteten Fragen beantworte ich soweit diese in meine Zuständigkeit fallen und vom Anfragerecht umfasst sind, wie folgt: Seitens des Landes Niederösterreich wurden weder der Film „Lass uns reden“, noch der Verein „Österreichische Lebensbewegung“ gefördert, weshalb es mit Vertretern dieses Vereines auch keine Termine gab.
Eine Förderung in der Höhe von € 3.000 nach dem NÖ Kulturförderungsgesetz 1996 wurde ausschließlich für eine Komposition des niederösterreichischen Nachwuchskomponisten Christian Heschl gewährt, der bereits auf internationale Erfolge und Referenzen verweisen kann. Die Kompositionsförderungen nach dem NÖ Kulturförderungsgesetz 1996 dienen der Unterstützung junger Komponistentalente im Bereich der zeitgenössischen und neuen Musik. Die bezughabende Komposition von Christian Heschl wurde beim Film „Lass uns reden“ verwendet.
Mit freundlichen Grüßen
Johanna Mikl-Leitner eh.