Bau und Finanzierung der Gesundheitseinrichtung Sitzenberg
ANFRAGE
der Abgeordneten Mag. Edith Kollermann an Landeshauptfrau Mag. Johanna Mikl-Leitner
bezüglich: Bau und Finanzierung der Gesundheitseinrichtung Sitzenberg – sinnvoll eingesetztes Steuergeld im Gesundheitsbereich?
Im September 2021 wurde nach rund zweijähriger Bauzeit in Sitzenberg-Reidling (Bezirk Tulln) das Gesundheitszentrum „Resilienzpark“ von Ihnen offiziell eröffnet. Das Gebäude mit 120 Einbettzimmern (davon drei Zimmer rollstuhlgerecht) steht auf einem fünf Hektar großen Areal. Dort geht es laut Beschreibung nicht um die Behandlung von Krankheiten, sondern um die Verbesserung der Lebensqualität und der Zufriedenheit. Das klingt weniger nach einem „Gesundheitszentrum“ als nach einem Wellnesshotel. Es fällt auch auf, dass dieses von Seiten des Landes Niederösterreich beworben wird. Die Anlage umfasst einen Ausdauer- und Kraftbereich, das 25 Meter-Schwimmbecken sowie einen weitläufigen Motorikpark im Außenbereich, der eine Vielzahl bewegungsfördernder Maßnahmen zulässt. Für die notwendige Erholung stehen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Sauna, ein Dampfbad und eine Infrarotkabine zur Verfügung.
All diese Angebote klingen nach erfreulichen Urlaubs- und Erholungsmöglichkeiten, lassen aber Bedenken hinsichtlich der Wirksamkeit von eingesetzten und – wie wir wissen – immer zu knappen Mitteln aufkommen. Es ist mittlerweile sehr umstritten, ob Kuraufenthalte und ähnliche kurze Unterbrechungen des Alltags nachhaltig gesundheitswirksam werden. Vielmehr sind dauerhafte Änderungen von gesundheitsschädigendem Verhalten der Schlüssel zu mehr Gesundheit. Zugleich mutet es seltsam an, dass diese Mittel nur einer Berufsgruppe, nämlich den öffentlich Bediensteten des Landes NÖ, zugute kommen sollen, während es an allen Ecken und Enden fehlt, wo besonders vulnerable Gruppen Unterstützung bräuchten. Wozu braucht es die Bewerbung solcher Einrichtungen von Seiten des Landes oder die Errichtung solcher Einrichtungen aus Steuergeld, während für ein ausreichendes psychiatrisches und/oder psychotherapeutisches Angebot für Kinder- und Jugendliche offenbar keine Mittel vorhanden sind?
Die unterfertigte Abgeordnete stellt daher folgende
Anfrage
- In welchem Ausmaß unterstützt das Land Niederösterreich den oben genannten Standort im laufenden Betrieb finanziell? (Bitte um Auflistung der Aufwendungen)
- Unterstützte das Land Niederösterreich den Bau des oben genannten Standorts finanziell?
a. Wenn ja, in welchem Ausmaß? - Aus welchem Grund werden Einrichtungen wie ein Resilienzpark, welcher dieselben Angebote wie eine touristische Einrichtung hat, vom Land Niederösterreich beworben?
- In welchem Ausmaß wird die Einrichtung vom Land Niederösterreich beworben und welche finanziellen Mittel wurden von Seiten des Landes Niederösterreich dafür bereitgestellt?
a. Falls die Einrichtung beworben wurde/wird, welche Firmen wurden mit welchen Mitteln dazu beauftragt? - Hat das Land Niederösterreich Pläne, vergleichbare Einrichtungen auch für andere Personengruppen zu errichten und gegebenenfalls zu finanzieren? Wenn ja für welche, in welchem Ausmaß und bis wann?
Beantwortung
Johanna Mikl-Leitner
Landeshauptfrau
Herrn
Präsident d. NÖ Landtages
Mag. Karl Wilfing
im Hause
LH-ML-L-16/132-2021
St. Pölten, am 19. Oktober 2021
Sehr geehrter Herr Präsident!
Die im Rahmen der Anfrage der Abgeordneten Mag. Edith Kollermann betreffend „Bau und
Finanzierung der Gesundheitseinrichtung Sitzenberg“, eingebracht am 12. 10. 2021, Ltg.- 1792/A-4/264-2021, an mich gerichteten Fragen beantworte ich wie folgt:
Das Land Niederösterreich stellt weder für die Errichtung oder den laufenden Betrieb, noch für die Bewerbung des Gesundheitszentrums Resilienzpark Sitzenberg finanzielle Mittel zur Verfügung.
Im Übrigen wird festgehalten, dass das Gesundheitszentrum Resilienzpark Sitzenberg der Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB) auf eine nachhaltige Lebensstiloptimierung spezialisiert ist und das Konzept der stationären Gesundheitsförderung und Prävention in Österreich weiterentwickelt hat.
Mittels Kurantrag kann jeder diese Einrichtung in Anspruch nehmen, dieses Haus steht für alle Kassen offen und leistet einen wichtigen Beitrag zur NÖ Gesundheitslandschaft.
Gesundheitsförderung und Prävention sind generell wesentliche Bestandteile des österreichischen Gesundheitswesens. Diesbezügliche Maßnahmen und Einrichtungen liegen im Verantwortungsbereich des jeweils leistungszuständigen Sozialversicherungsträgers. Die beste Versorgung für die Bevölkerung muss dabei oberste Priorität haben.
Mit freundlichen Grüßen
Johanna Mikl-Leitner eh.