Ambulanzen – besorgniserregend oder bittere Realität?
Während medial vor akuter Personalknappheit und damit verbundenen drohenden medizinischen Fehlen gewarnt wird, zeigt die vorliegende Anfragebeantwortung, dass in NÖ Spitälern alles beim Besten ist. Vielleicht stehen einander hier zwei Extrempositionen gegenüber: Betriebsrat der Uniklinik St. Pölten versus der für die Landeskliniken zuständige Landesrat. Vertrauensstärkend ist das nicht.
Anfrage
der Abgeordneten Mag.a. Kollermann an Landeshauptfrau-Stellvertreter für Energie, Landeskliniken und Landwirtschaft Dr. Stephan Pernkopf
betreffend: Personalfluktuationen, OP-Wartezeiten, Engpässe und sich füllende Ambulanzen – Besorgniserregende Szenarien oder bittere Realität?
Aktuelle Medienberichte lassen vermuten, dass es in den Kliniken in NÖ zu einem Personalmangel kommt. So unter anderem in St.Pölten (https://noe.orf.at/v2/news/stories/2976152/). Dass von Seiten der Landeskliniken-Holding das Problem heruntergespielt wird, ist wenig verwunderlich. Nicht nur, weil Gemeinderatswahlen kurz bevorstehen, sondern auch, um Patient_innen nicht zu verunsichern. Patient_innen fühlen sich sicher, wenn sie sich auch auf personell gut ausgestattete Krankenhäuser verlassen können. Das ist auch unsere Zielsetzung. Wir wollen daher mit dieser Anfrage Aufklärung und Klarheit schaffen. Handelt es sich bei diesen Meldungen nur um unwahre Gerüchte oder sind das bedenkliche Fakten?
Massive Personalprobleme sollen angeblich vor allem im OP-Bereich, aber auch in der Anästhesie und der Internen Medizin spürbar sein. Hohe Personalfluktuation soll zu langen Wartezeiten, Nicht-Besetzung eines Notarzteinsatzfahrzeugs (NEF) und im schlimmsten Fall zu Absagen von Operationen führen. Das soll sich inzwischen so weit entwickelt haben, dass in bestimmten Bereichen Ärzte aus dem niedergelassenen Bereich angehalten werden, ihre Patient_innen nicht in bestimmte Krankenhäuser zu überweisen – eingedenk der allgemeinen Personalknappheit stellt sich allerdings die Frage: Wohin dann?
Die Gefertigte stellt daher an Landeshauptfrau-Stellvertreter für Energie, Landeskliniken und Landwirtschaft Dr. Stephan Pernkopf folgende
ANFRAGE
1. Wie viele Ärzte und Pflegekräfte sind in den letzten 10 Jahren aus ihrem Dienstverhältnis in den niederösterreichischen Krankenhäusern (inkl. Universitätsklinikum St. Pölten) ausgetreten? Wir bitten um Angabe und Aufschlüsselung nach Ärzten und Pflegekräften pro Jahr nach Krankenhaus, Fach, Geschlecht und Austrittsgrund.
2. Wie viele Ärzte wurden in den letzten 10 Jahren in den niederösterreichischen Krankenhäusern (inkl. Universitätsklinikum St. Pölten) eingestellt? Wir bitten um Angabe und Aufschlüsselung nach Ärzten und Pflegekräften pro Jahr nach Krankenhaus, Fach und Geschlecht.
3. Wie viele Stellen sind derzeit nicht besetzt? Wir bitten um Angabe und Aufschlüsselung nach Ärzten und Pflegekräften je Krankenhaus, Fach und Vollzeitäquivalenz.
4. Wie viele Operationen mussten in den letzten 24 Monaten in den niederösterreichischen Krankenhäusern (inkl. Universitätsklinikum St. Pölten) auf Grund von Personalengpässen abgesagt werden? Wir bitten um Angabe pro Monat und Krankenhaus sowie Begründung für die Absage.
5. Wie viele Not-Operationen mussten in den letzten 24 Monaten auf Grund von Personalengpässen von einem niederösterreichischen Krankenhaus (inkl. Universitätsklinikum St. Pölten) in ein anderes Krankenhaus „umgeleitet“ werden? Wir bitten um Angabe pro Monat und Krankenhaus sowie Begründung für die „Umleitung“.
6. Wie viele Operationen konnten in den letzten 24 Monaten in den in den niederösterreichischen Krankenhäusern (inkl. Universitätsklinikum St. Pölten) trotz vorhandener OP-Kapazitäten auf Grund von Personalengpässen nicht angenommen werden? Wir bitten um Angabe pro Monat und Krankenhaus sowie Begründung für die fehlende Nutzung vorhandener Raumkapazitäten.
7. Werden zuweisende Ärzte vom Universitätsklinikum St.Pölten oder anderen Krankenhäusern des Landes angehalten, ihre Patienten auf Grund von Personalengpässen an andere Krankenanstalten zu schicken? Wenn ja, wie oft musste dies in den letzten 24 Monaten an welchem Krankenhaus aus welchem Grund tatsächlich praktiziert werden? Wir bitten um Angabe nach Standort.
8. Wie oft kam es in den letzten 12 Monaten auf Grund von Personalengpässen in der Abteilung Anästhesie zu Problemen bei der Besetzung eines NEF (Notarzteinsatzfahrzeug)? Wir bitten um Angabe je Krankenhaus.
9. Wie oft stand in den letzten 12 Monaten auf Grund von Personalengpässen in der Abteilung Anästhesie ein NEF (Notarzteinsatzfahrzeug) still bzw. konnte nicht ausfahren? Wir bitten um Angabe je Krankenhaus.
10. Wer und auf welcher Basis trifft bei entsprechenden Personalengpässen die Entscheidung, entweder den OP-Bereich oder das NEF (Notarzteinsatzfahrzeug) mit einem Notarzt zu besetzen?
11. Wie oft wurde seit Bestehen die Notrufnummer 1450 gewählt? Wir bitten um Angabe pro Jahr und Grund sowie Anzahl der Beschäftigten.
12. Wie viele Anrufe seit Bestehen dieser Nummer hatten den Zweck, herauszufinden, welcher Arzt Dienst hat? Wir bitten um Angabe pro Jahr.
13. Wie oft seit Bestehen dieser Einrichtung wurden Patienten aufgefordert, eine Ambulanz aufzusuchen? Wir bitten um Angabe pro Jahr und Krankenhaus.
Mag.a. Kollermann
Beantwortung
Dr. Stephan Pernkopf
LH-Stellvertreter
Herrn
Präsident des NÖ Landtages
Mag. Karl Wilfing
im Hause
LHSTV-P-L-397/150-2020
St. Pölten, am 27. Februar 2020
Zur Anfrage der Abgeordneten Mag. Kollermann betreffend Personalfluktuationen, OP- Wartezeiten, Engpässe und sich füllende Ambulanzen – Besorgniserregende Szenarien oder bittere Realität?, zu Zahl Ltg.-973/A-4/118-2020, darf ich folgende Beantwortung, soferne mein Zuständigkeitsbereich betroffen ist und dies dem Anfragerecht unterliegt, übermitteln:
Der NÖ Landeskliniken-Holding ist in den letzten 24 Monaten keine Absage von Operationen auf Grund von Personalengpässen bekannt, die auf eine Unterbesetzung von Dienstposten zurückzuführen ist. Im selben Zeitraum wurden auch keine Notoperation in ein anderes Klinikum auf Grund von Personalengpässen wegen nicht besetzter Dienstposten umgeleitet. Alle notwendigen Operationen, insbesondere solche mit dringlicher Indikation, wurden in den NÖ Landes- und Universitätskliniken angenommen. Zuweisende Ärztinnen und Ärzte erhalten Standorte mit geringeren Wartezeiten auf elektive Operationen angeboten, insbesondere dann wenn es keiner ausgesprochenen Expertise bedarf. Dies ist jedoch nicht durch Personalengpässe begründet.
Die NÖ Landeskliniken-Holding verzeichnete in den vergangenen 12 Monaten keine Probleme bei der Besetzung jener Notarzteinsatzfahrzeuge, für welche die NÖ Landes- und Universitätskliniken Notärztinnen und Notärzte zur Verfügung stellen.
Im selben Zeitraum gab es auch keine Betriebsstörung auf Grund von Personalengpässen. Im Anlassfall müsste die Ärztliche Direktorin/der Ärztliche Direktor gemeinsam mit der Primaria/dem Primarius der Anästhesieabteilung in Absprache mit der Medizinischen Geschäftsführung der NÖ Landeskliniken-Holding eine Entscheidung treffen. Aus den letzten 12 Monaten ist der NÖ Landeskliniken-Holding kein derartiger Vorfall bekannt.
Mit freundlichen Grüßen
LH-Stv. Dr. Stephan Pernkopf eh.