Gewalt gegen Frauen: Stopp!

28. November 2019

Die nach wie vor stattfindende Gewalt gegen Frauen ist Realität. Eine inakzeptable Realität.

Der Ort geschlechtsspezifischer Gewalt ist meist das familiäre Umfeld. Das ist für die betroffenen Frauen eine besondere Belastung. Denn die Familie sollte der Ort der Geborgenheit und der Sicherheit sein
. Auch der Umgang in der Öffentlichkeit ist verbesserungsbedürftig: Ein Mord ist nicht vorrangig eine Familientragödie, sondern ein Mensch löscht mutwillig das Leben eines anderen aus. Familiendrama klingt so nach etwas Privatem, was die Außenwelt nichts angeht. Morde an Frauen sind die Spitze der Gewaltspirale gegen Frauen. Es geht dabei um fatale Reaktionen von Menschen, die mit Macht- und Kontrollverlust nicht umgehen können, die die beständige Machtausübung und Demütigung für ihr eigenes Stärkegefühl brauchen. Viele Frauen gehen einen langen Leidensweg, auch wenn es nicht zum Äußersten kommt.

Die Frauenhäuser fangen Frauen und Kinder in so einer schwierigen Situation auf. Sie geben neuen Halt und von hier aus soll ein Neubeginn möglich sein. Wie Mitarbeiterinnen des Frauenhauses Amstetten bei einer Kundgebung am 28. November 2019 in einem kleinen Dialog darstellten, ist nicht nur der Schritt, sich Hilfe zu suchen, ein schwieriger, es bleibt auch die Ambivalenz, ob und wie die Einzelne aus einer Gewaltbeziehung heraus kommt oder sogar kommen will. Der Satz „Das hätte ich mir nie gefallen lassen!“ ist oftmals das Ende eines möglichen Gesprächs zwischen Menschen, die Gewalt erfahren haben bzw. Sozialarbeiterinnen, die damit ständig zu haben und Menschen aus der „anderen Welt“.

Es die Verantwortung der Gesellschaft, hinzuschauen, Maßnahmen zu fördern, die einerseits schon im Vorfeld wirken, sodass die Gewaltausübung geringer wird und Maßnahmen, die Opfer stärken und die ein rasches Reagieren ermöglichen.

Leider gibt es oft außer dem Ruf nach höheren Strafen von manch politischer Seite keine Ideen und keine Initiativen, das Problem zu lösen. Das Gewaltschutzpaket der vorigen Regierung war so ein Vorschlag, der insbesondere auch von Opferschutzorganisationen massiv kritisiert wurde, weil es das Gegenteil von dem bewirkt, wozu man es geschaffen hat. Auch die Frauenministerin der derzeitigen Regierung, die nun mit der Umsetzung des Gesetzes befasst ist, hat in der ZiB 2 vom 27.11. zugegeben, dass sie dem Gesetz in dieser Form nicht zugestimmt hätte. Wenn aber frei nach Simon Wiesenthal „Recht, nicht Rache“ das Ziel ist, geht es darum, die Ausübung von Gewalt zu bestrafen, aber sehr stark auch darum, die Fortsetzung dieses Verhaltens zu verhindern.

Wie aber geht wirksame Ursachenbekämpfung? Die setzt sehr früh an.  Die Arbeit mit Jugendlichen muss ein Kernpunkt sein. Gerade auch, wenn es um neue Formen von Gewalt geht, wie zum Beispiel Hass im Netz. Die Arbeit mit Tätern muss ein Bestandteil der Prävention ebenso wie der Behandlung sein. Da geht es nicht um einen „Täter vor Opfer“-Mythos. Da geht es darum, welche Maßnahmen WIRKEN können.

Wir NEOS fordern auch zusätzlich zu Beratungsstellen und Opferschutzeinrichtungen Gewaltambulanzen, damit Frauen einen niederschwelligen Zugang zu Schutz haben. Das sind Zentren, bzw. auch mobile Teams und Anlaufstellen, die rechtsmedizinische Untersuchungen durchführen und Beratung und Betreuung bieten. Dadurch können Spuren besser gesichert und gerichtsfest dokumentiert werden, was wichtig ist, damit sich von Gewalt betroffene Menschen – sollten sie sich zu einer Anzeige entschließen – auch mehr Aussicht auf ein schnelles Verfahren haben. Wir sind überzeugt davon, dass dieses Angebot nicht nur mehr Rechtssicherheit für Gewaltbetroffen bietet, sondern auch dazu führt, dass Täter_innen schneller gefasst und im Falle eines Schuldspruchs verurteilt werden können.

Die Frauenhäuser und andere Opferschutzinstitutionen leisten in Niederösterreich einen wertvollen Beitrag dazu, dass Frauen, die von Gewalt betroffen sind, eine Schutzzone finden können. Aber es ist immer noch sehr viel zu tun. Österreich ist leider kein Vorzeigeland für eine gewaltfreie Gesellschaft. Im Durchschnitt wird jede 5. Frau in Österreich von physischer oder sexueller Gewalt bedroht. Dagegen vorzugehen braucht es finanzielle Mittel. Dazu braucht es auch die gebührende Wertschätzung. Ich wünsche mir, dass es in diesem Land für alle möglich ist, ohne Angst und Gewalt zu leben. Aber Angst und Gewalt gibt es, und unsere Verantwortung ist es, alles für Opferschutz und Unterstützungsarbeit zu tun.

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