Gedanken zur stillsten Zeit

18. Dezember 2018

Was haben die Stille Nacht, soziales Engagement oder die Frage nach dem Bedürfnis nach Spiritualität mit Politik zu tun? Vor Jahresschluss habe ich noch bei Papst Franziskus in Rom vorbeigeschaut und – fast – einen Tag lang innegehalten.

Befinden Sie sich auch im Trubel der stillsten Zeit im Jahr? Ich habe schon Anfang Oktober begonnen, mich darauf einzustimmen und durfte bei einem sehr interessanten Projekt mitwirken: Das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ wurde vor 200 Jahren uraufgeführt und ist weltweit eines der bekanntesten Weihnachtslieder. Anlässlich dieses Jubiläums hat der Leiter des Musikerkollegiums ARS MUSICA, Thomas Dolezal, eine ungewöhnliche Initiative gestartet. In Abstimmung mit der Parlamentsdirektion und dem ORF solle eine CD mit Weihnachtsliedern und –texten zugunsten der Aktion Licht ins Dunkel aufgenommen werden. Als Mitwirkende waren neben Profimusiker_innen die Abgeordneten des Nationalrats, des EU-Parlaments und der Landtage eingeladen.

Aus der Idee wurde ein Konzept und das Konzept wurde gemeinsam umgesetzt. Das ist mehr, als wir bei so manchem Thema auf der politischen Ebene schaffen: CD Aufnahme im Oktober, Konzert im Stephansdom Ende November und schließlich eine Einladung zu einer Generalaudienz von Papst Franziskus mit persönlicher Übergabe der CD am 12. Dezember in Rom.

Als Sozialsprecherin der NEOS im Niederösterreichischen Landtag – und sangesfreudig noch dazu – hatte ich sofort zugesagt. Ich war damit leider die einzige Vertreterin aus dem NÖ Landtag, was gerade als NEOS-Mandatarin im NÖ Landtag erwähnenswert ist. 😉

Die Bedenken manch anderer hatte ich im Sinne des gemeinsamen Ziels der Unterstützung der Aktion „Licht ins Dunkel“ auf die Seite geschoben: Nur wenige Proben, Proben auf freiwilliger Basis, was kann das schon werden? Insbesondere bei Anlegen eines Mindestmaßes an künstlerischem Anspruch.

Zu den „Learnings“ dieses Projekts zählen:

  1. Eine herausragende Projektleitung macht Unglaubliches wett. Was Thomas Dolezal mit Vision, Fachkompetenz und Geduld zustande gebracht hat, ist tatsächlich bemerkenswert. Und übrigens auch Wert, das Produkt im ORF-Shop zu erwerben. Unter Eigenverantwortung versteht jede_r etwas Anderes: Es beginnt mit der Selbsteinschätzung, wie viel an Probenteilnahme für nötig erachtet werden und endet bei der persönlichen Inszenierung und der Frage, ob Ellbogentechnik mediale Sichtbarkeit rechtfertigt. Das ist für mich als politischer Neuling immer wieder eine irritierende Erfahrung. Die meisten Kolleg_innen würde ich jedoch als „im Dienste der Sache“ einstufen.
  2. Papst Franziskus als Oberhaupt der katholischen Kirche ist der Repräsentant eines Systems, das dringend erneuerungsbedürftig ist. Optimistisch ausgedrückt. Ich bin davon überzeugt, dass viele Menschen ein Bedürfnis nach Spiritualität haben. Jede_r hat seine eigenen Erfahrungen mit Kirche und Religion, stärkend die einen, abstoßend die anderen. Bei uns NEOS ist Religion Privatsache. Mich hat die persönliche Begegnung mit Papst Franziskus tief beeindruckt. Sein Schlusssatz an unsere Delegation auf Deutsch „Beten Sie für mich!“ lässt in Richtung Macht und Ohnmacht durchaus einiges an Interpretation zu. Da dies hier aber weder die Zeit noch der Platz ist, eine religiöse Grundsatzdiskussion zu starten, lasse ich es dabei bewenden.

Ich wünsche allen frohe Weihnachten und ein paar erholsame friedvolle Feiertage.

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